Seit Anfang der 1990er findet in Thüringen jährlich in Gedenken an die Novemberpogrome 1938 der antifaschistische und antirassistische Ratschlag statt. Er soll aktive Antifaschist*innen und Antirassist*innen vernetzen sowie inhaltliche und strategische Diskussionen in die Breite tragen. Auf dem Ratschlag kommen dafür seit über 30 Jahren Aktive aus Gewerkschaften, der Antira- und Antifa-Bewegung, aus Parteien, Jugendverbänden, Bürgerbündnissen, undogmatischen linken und linksradikalen Gruppen zusammen.
Der diesjährige Ratschlag steht unter dem Eindruck einer verschärften Repression gegen antifaschistisch Engagierte. Aufgrund antifaschistischen Engagements gegen den postnationalsozialistischen „Tag der Ehre“ in Budapest, ist auch Jena in den Fokus der Behörden geraten. Mehreren Antifaschist*innen aus der Stadt wird vorgeworfen, an Auseinandersetzungen um die Veranstaltung beteiligt gewesen zu sein. Unsere Solidarität gilt den von Repression, Haft und unrechtmäßiger Auslieferung betroffenen Antifaschist*innen.
In den vergangenen konnten rassistische, nationalistische und autoritäre Positionen an Einfluss gewinnen und prägen zunehmend den öffentlichen Diskurs. Diese Entwicklungen bleiben nicht ohne Folgen: Rechte Gewalttaten nehmen in Thüringen und bundesweit spürbar zu. Menschen, die nicht in das völkisch-nationalistische Weltbild passen, sehen sich zunehmend mit Ausgrenzung, Bedrohungen und gewalttätigen Angriffen konfrontiert – sei es wegen ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Identität, geschlechtlichen Selbstbestimmung, sozialen Lage, Behinderung, Lebensweise oder politischen Überzeugung. Alarmierend ist auch die Zunahme antisemitischer Gewalt aus verschiedenen Richtungen: Jüdinnen*Juden sehen sich seit dem 07. Oktober 2023 immer häufiger Angriffen und Hetze ausgesetzt – auf der Straße, im Netz und in politischen Institutionen.
Gleichzeitig verschärfen die Landes- und die Bundesregierung ihre Migrations- und Innenpolitik mit Maßnahmen, die Abschottung, Entrechtung und Abschiebung weiter vorantreiben. Anstatt Schutzsuchende zu unterstützen, werden Grundrechte weiter ausgehöhlt und der autoritäre Umbau des Staates vorangetrieben.
Lasst uns diese Entwicklungen diskutieren und uns dagegen organisieren. Lasst uns solidarisch unsere Kräfte bündeln und gemeinsam gegen Marginalisierung, Angriffe und strukturelle Unterdrückung und für eine solidarische Gesellschaft handeln.
Kommt am 7. und 8. November 2025 nach Jena!